Absinthe bottle and glasses

Absinthe von Tania Brasseur

Der Movis-Preis für Wein- und Spirituosenbücher wurde am 13. Januar im Hôtel de Bourrienne in Paris (10. Arrondissement) an „Absinthe: Reise ins Land der Grünen Fee“ verliehen.

Die Vereinigung „Mots du Vin et des Spiritueux“ (Movis) vergab zum zweiten Mal ihren Literaturpreis.

In diesem Buch nimmt Tania Brasseur die Leser mit ins Val-de-Travers, die Wiege des Absinths. Dort erkundet sie die geheimnisvolle Pflanze, den legendären Alkohol, der ihren Ruhm begründete, und die leidenschaftlichen Menschen, die dieses einzigartige Handwerk bewahren.

 

Spirits Hunters: Tania Brasseur, Sie haben bereits mehrere Preise für Ihr Buch Absinthe erhalten, zuletzt den Movis-Preis in Paris. Was hat Sie dazu motiviert, über Absinth zu schreiben?

Tania Brasseur: Die Idee für dieses Buch kam von meinem Verlag Helvetiq, bei dem ich zuvor „Simplement Suisse – Produkte von gestern, Rezepte von heute“ gemeinsam mit der Köchin Marina Kienast Gobet veröffentlicht hatte. Dieses Buch stellt wenig bekannte Produkte des Schweizer kulinarischen Erbes vor. Ich habe mich schon immer für Essen und Tischkultur in ihren kulturellen, historischen und imaginären Aspekten interessiert. Beim Absinth kam ich voll auf meine Kosten!

 

Spirits Hunters: Welche Herangehensweise hatten Sie beim Schreiben dieses Buches?

Tania Brasseur: Das Ziel war es, ein Buch für ein breites Publikum zu schreiben. Es gibt bereits hervorragende Bücher über Absinth, die von Spezialisten für ein fachkundiges Publikum geschrieben wurden. Da ich selbst keine Expertin war, konnte ich die Leser sozusagen mit auf Entdeckungsreise nehmen – fast wie bei einer Reportage. Ich begann im „Geburtsort“ des Absinths im Val-de-Travers in der Schweiz und reiste dann durch das französisch-schweizerische Jura-Gebiet, das heute „Pays de l’Absinthe“ genannt wird. Ich habe die Region durchstreift, Destillateure, Produzenten und Zeitzeugen der illegalen Absinth-Produktion getroffen. Sie würden staunen, wie viele Geschichten, Anekdoten und Legenden es rund um den Absinth gibt – es ist eine wahre Saga! Natürlich habe ich auch umfangreich recherchiert, wobei mir meine universitäre Ausbildung (ich habe einen Doktortitel in Literatur) zugute kam. Es war wichtig, Fakten von Mythen zu trennen.

 

Spirits Hunters: Das Buch ist wunderschön illustriert. Wie haben Sie die visuellen Inhalte zusammengestellt?

Tania Brasseur: Dieses Buch wäre nicht das, was es ist, ohne das Talent und die Sensibilität der Fotografin Tamara Berger. Wir haben eng zusammengearbeitet – sie hat die Magie der Jura-Landschaften perfekt eingefangen. Dass die Grüne Fee gerade hier, in einer Region voller Wälder, Quellen und Berge, entstand, ist für mich kein Zufall.

Tamara stammt selbst aus dem Val-de-Travers und führte mich zu ihren Lieblingsplätzen. Sie machte auch Aufnahmen im Maison de l’Absinthe in Môtiers, Schweiz – ein Museum, das ich wärmstens empfehle. Dort spaziert man wie durch ein offenes Buch.

Die Zeichnungen von Ajsa Vera Zdravkovic ergänzen das Buch visuell und zeigen, was Fotos nicht festhalten können, ohne den Raum mit Archivbildern zu überfrachten. So entstand eine visuell harmonische Gesamtwirkung.

Spirits Hunters: Was haben Sie Überraschendes oder Bemerkenswertes über Absinth gelernt?

Tania Brasseur: So vieles! Zunächst einmal über die Pflanze selbst, die seit der Antike als Heilmittel galt. Dann auch die allmähliche Verwandlung vom medizinischen Trank zum berühmten Aperitif. Faszinierend ist, wie der Aufstieg des Absinths den gesamten Verlauf des 19. Jahrhunderts begleitete – Kolonialismus, Kunst, Literatur, Industrialisierung, Werbung, die Frauenemanzipation – der Absinth spielte in all diesen Bereichen eine Rolle.

Ebenso spannend ist die Geschichte des illegalen Absinths – sie liest sich wie ein Kriminalroman!

Spirits Hunters: Hat Absinth tatsächlich wahnsinnig gemacht, oder war es eine Frage des übermäßigen Konsums?

Tania Brasseur: Selbst heute noch hat Absinth einen schlechten Ruf, hauptsächlich wegen des Thujons, einer neurotoxischen Verbindung, die in der Pflanze enthalten ist. Heute liegt die gesetzlich erlaubte Thujon-Menge bei maximal 35 mg pro Liter Alkohol. Für eine tödliche Dosis müsste eine 70 Kilogramm schwere Person 70 Liter reinen Absinth trinken – lange vorher würde sie an einer Alkoholvergiftung sterben!

Natürlich hat Absinth vor seinem Verbot Schaden angerichtet, genauso wie Alkohol im Allgemeinen. Das Ausmaß des Alkoholismus in jener Zeit ist kaum vorstellbar. Es war jedoch bequemer, Absinth die Schuld zu geben, als die negativen Auswirkungen der Industrialisierung auf die Arbeiterklasse anzuprangern.

Absinth wurde auch zum Opfer einer unerwarteten Allianz aus Anti-Alkohol-Ligen und der Weinindustrie. Die Winzer, die bereits unter der Reblausplage gelitten hatten, betrachteten Absinth als Konkurrenz – er wurde sogar als „Nationalgetränk“ bezeichnet.

 

Spirits Hunters: Können Sie uns ein Cocktailrezept verraten?

Tania Brasseur: Ich empfehle den Fairy Trip, speziell für das Buch kreiert von Yann Klauser. (Seien Sie gespannt auf die Rezeptur!)

 

Über Tania Brasseur

Tania Brasseur stammt aus einer kosmopolitischen Familie mit belgischen, griechischen, deutschen, französischen und schweizerischen Wurzeln. Ihre Kindheit verbrachte sie in Straßburg, im Elsass, einer Region, die für ihre Gastronomie berühmt ist. Geprägt von den Reisen ihrer Eltern über mehrere Kontinente, entwickelte sie eine Liebe zur Küche.

Schon früh wurde sie von ihrem Vater, einem leidenschaftlichen Koch, mit den Genüssen des Marktes vertraut gemacht. Ihre Leidenschaft für Sprache und Kulinarik führte sie nach einem Sprachstudium zur Literatur. Ihre Doktorarbeit widmete sie dem Motiv der Esserin in den Werken von Colette und vereinte so ihre beiden Leidenschaften.

Beruflich arbeitete Tania Brasseur als freiberufliche Übersetzerin und Redakteurin mit Schwerpunkt auf Umwelt- und Kulturbereichen. Sie koordinierte acht Jahre lang das Magazin L’Environnement des Schweizer Bundesamts für Umwelt und leitete Projekte bei Slow Food Schweiz, einer Organisation, die für „gutes, sauberes und faires“ Essen wirbt.

Heute engagiert sie sich für die Entwicklung der Sustineo Academy in der Westschweiz, einem Weiterbildungsprogramm für nachhaltige Gastronomie, wo sie auch unterrichtet.

Als Autorin, Journalistin, Rednerin und Beraterin für nachhaltige Ernährung verbindet sie heute Literatur und Gastronomie. Zudem leitet sie kreative Lese- und Schreibwerkstätten rund um Geschmack und Essen.

(https://www.taniabrasseur.com/)

 

Photo: Dorian Rollin

 

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